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Die 10 besten österreichischen Filme

Wenn man an österreichische Filme denkt, fallen einem vermutlich zuerst die Sissi-Filme oder Josef Hader-Komödien ein. Doch das österreichische Kino hat noch einiges mehr zu bieten: Neben einigen Klassikern der Stummfilmzeit können sich vor allem jüngere österreichische Filme sehen lassen. In der folgenden Liste sagen wir euch die besten österreichischen Filme, und was sie so herausragend macht. Die Reihenfolge ist zufällig.

Das finstere Tal

Dieser Alpenwestern von Andreas Prochaska hat es in sich: Ein junger Amerikaner namens Greider kommt Ende des 19. Jahrhunderts in ein abgelegenes Bergdorf. Er will hier mit seiner Kamera Fotos machen, sagt er. Die Dorfbewohner sind von der neuen Technik fasziniert, doch die sechs Söhne des Dorfpatriarchen Brenner begegnen Greider mit Feindseligkeit. Es kommt zu einer Serie von mysteriösen Todesfällen und nach und nach offenbart sich, dass in diesem Dorf noch weit schrecklichere Dinge vor sich gehen.

Das weiße Band

Der beste Nazi-Film, in dem kein Nazi vorkommt: Ein Dorf in Norddeutschland wird kurz vor Beginn des ersten Weltkriegs von einer Reihe sonderbarer Vorfälle erschüttert: Der Sohn des Barons wird entführt und misshandelt, eine Arbeiterin kommt bei einem ungeklärten Arbeitsunfall ums Leben, und ein über den Weg gespanntes Seil bringt das Pferd des Arztes zu Fall, der dabei schwer verletzt wird.

Der Lehrer des Dorfes will all diese Verbrechen aufklären, doch die Beweise führen ins Leere – allerdings nur scheinbar. Regisseur und Drehbuchautor Michael Haneke macht sich in diesem Film auf die Suche nach dem Nährboden für eine totalitäre Ideologie.

Orlacs Hände

Ein Klassiker des expressionistischen Stummfilms und ein Höhepunkt des frühen österreichischen Kinos: „Orlacs Hände“ erzählt vom gefeierten Konzertpianisten Orlac (gespielt von Conradt Veidt), dem, infolge eines Unfalls, fremde Hände transplantiert werden müssen. Als Orlac erfährt, dass es sich dabei um die Hände eines hingerichteten Mörders handelt, verliert er sukzessive den Verstand. Tatsächlich scheinen sich die Hände allmählich gegen ihren Besitzer zu wenden.

Die kontrastreichen Szenerien und die verzerrten Kulissen schaffen eine surreale Atmosphäre, die Regisseur Robert Wiene dazu nutzt, einen psychologischen Grundkonflikt zu verhandeln: Den zwischen unseren moralischen Werten und unseren unbewussten Trieben.

Die freudlose Gasse

Eine andere Herangehensweise wählte 1924 Georg Wilhelm Papst. Er wandte sich vom Expressionismus mit seiner Darstellung verborgener Seelenkonflikte ab. In „Die freudlose Gasse“ widmet er sich stattdessen der von der Inflation gezeichneten Nachkriegsrealität im Wien der 1920er Jahre. Das bittere Elend im Armenviertel der Stadt wird kontrastiert durch die Aktienbetrügereien einiger Wohlhabender.

Mit den realistischen Darstellungen von Werner Krauß, Asta Nielsen und Greta Garbo entfaltet der Film auch heute noch eine starke Wirkung. Regisseur Papst begründete damit die Strömung der Neuen Sachlichkeit.

Große Freiheit

Der jüngste Film auf dieser Liste stammt vom Tiroler Sebastian Meise und spielt im Deutschland der Nachkriegszeit: Bis 1969 mussten Männer, die bei schwulem Sex erwischt wurden, mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Das Gesetz war ein Überbleibsel aus dem dritten Reich, weshalb schwule KZ-Häftlinge 1945 nicht befreit wurden, sondern häufig direkt vom KZ ins Gefängnis kamen.

Hans, gespielt von Franz Rogowski, ist einer von ihnen. Immer wieder wird er eingesperrt und verliebt sich dort in andere Inhaftierte. Sein Zellengenosse Viktor macht keinen Hehl daraus, dass er Hans’ homosexuelle Neigungen verabscheut. Zuerst hassen sie sich, doch dann entwickelt sich eine der ungewöhnlichsten Freundschaften, die man je im Kino gesehen hat.

Der Bockerer

Der Bockerer basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Ulrich Becher und Peter Preses. Erzählt wird die Geschichte des Wiener Fleischhauers Karl Bockerer zur Zeit des Nationalsozialismus. Anders als seine Familie und Freunde, die entweder von der NS-Ideologie fasziniert sind oder sich anzupassen versuchen, macht er beim Führerkult nicht mit. Der Bockerer, gespielt mit viel Wiener Schmäh vom jungen Karl Merkatz, wird als anfangs unpolitischer Mensch durch die äußeren Umstände zum Widerstandskämpfer. Ein satirischer Blick auf die NS-Zeit und ein Klassiker des österreichischen Kinos.

Im Keller

In diesem Dokumentarfilm von Ulrich Seidl begleiten wir Menschen in ihren Kellern. An diesem Ort, der seit jeher im Kino für das Unterbewusste steht, finden sich bisweilen auch in der Realität verdrängte Obsessionen und menschliche Abgründe. Österreicher wissen das nur zu gut.

Der Film widmet sich beispielsweise einem Blasmusiker, der in seinem mit Nazi-Devotionalien dekorierten Keller Stammtischrunden abhält. In einem anderen Keller geht ein Ehepaar sadomasochistischen Sexpraktiken nach. Alles echte Menschen – keine Schauspieler.

Ulrich Seidl schafft es in diesem Film, das Innerste aus den Leuten herauszukehren. Diesen tiefen Blick in die menschliche Seele muss man aushalten können – aber er lohnt sich.

Licht

Anders als die meisten Kostümfilme besticht „Licht“ von Barbara Albert durch eine glasklare Bildsprache, die nichts beschönigt. Erzählt wird die wahre Geschichte der Klaviervirtuosin und Komponistin Maria Theresia von Paradis, die zur Zeit Mozarts lebt und wie er als Wunderkind gilt – mit dem Unterschied, dass Maria Theresia, genannt Resi, seit ihrem dritten Lebensjahr blind ist.

Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, ihre Blindheit zu heilen, vertrauen ihre Eltern Resi dem umstrittenen Wunderheiler Franz Anton Mesmer an. Tatsächlich bessert sich ihr Zustand und sie beginnt langsam wieder zu sehen. Gleichzeitig verliert sie allerdings ihr Talent als Klavierspielerin, weshalb ihre Eltern die Behandlung gegen Resis Willen abbrechen. In „Licht“ geht um nichts weniger als die Frage nach dem Wert eines Menschenlebens.

Funny Games

Der Titel dieses Films ist ironisch zu verstehen, denn was hier gezeigt wird, ist ganz und gar nicht lustig: Ein Ehepaar wird in ihrem Sommerhaus von zwei jungen Männern auf sadistische Weise gequält und misshandelt, sowohl psychisch als auch physisch.

Brutale Gewalt wird hier ungeschönt dargestellt. Dadurch bringt Regisseur Michael Haneke seine Kritik am Mainstreamkino und dessen konsumierbarer Darstellung von Gewaltszenen zum Ausdruck. Echte Gewalt ist jedoch, wie Haneke sagt, niemals konsumierbar.

Letztlich ist der Film auch eine Abrechnung mit uns Zuschauern: Denn unser Wunsch nach Unterhaltung und Spannung macht uns zu den insgeheimen Komplizen der beiden Folterknechte.

Vor der Morgenröte

Josef Hader spielt in diesem Biopic den österreichischen Schriftsteller Stefan Zweig, der 1934 vor dem Faschismus ins Ausland floh. Anders als in den meisten Biopics wird hier nicht ein ganzes Leben aufgefächert, sondern es werden nur kurze Ausschnitte aus den letzten Lebensjahren des Schriftstellers gezeigt, die allesamt abrupt enden. Man bekommt dadurch einen guten Eindruck vom Leben auf der Flucht. Der Film versucht nicht die Literatur Zweigs auf die Leinwand zu bringen, sondern zeigt einen heimatlosen Schriftsteller in all seiner Trauer und Zerrissenheit.

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