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Smartphone, Tablet & Co: Experten lehnen Handyverbot für Kinder ab

Durch Smartphones kommen Kinder schnell in Kontakt mit dem Internet und den dort verbreiteten Inhalten. Diese Inhalte können teils verstörend auf Kinder wirken, zum Beispiel in Form von Gewalt und Pornografie. Viele Eltern fragen sich, wie sie damit umgehen sollen. Dabei wird ein Verbot immer wieder zu einer Option, um für die Sicherheit der eigenen Kinder zu sorgen. Doch von einem generellen Handyverbot für Kinder raten Expertinnen und Experten ab. Sie raten eher dazu, Kinder und Erwachsene besser über das Internet aufzuklären.

Die deutsche Autorin und Schulleiterin Silke Müller spricht sich ganz klar für ein Handyverbot für Kinder bis zum 16. Lebensjahr aus. Für sie besteht darin die einzige Möglichkeit, Kinder von verstörenden Inhalten im Internet fernzuhalten. Silke Müller sieht den Kontakt mit dem Internet als schädlich für die Entwicklung der Kinder an.  Dem stehen jedoch viele Expert:innen äußerst kritisch gegenüber. Joachim Türk, Experte für Kinder- und Jugendmedienschutz beim deutschen Kinderschutzbund, hält das für falsch.  

Handyverbot für Kinder wirkt sich negativ auf den Umgang mit dem Internet aus

Silke Müller sieht im Handyverbot die einzige Möglichkeit, Kinder vor verstörenden Inhalten im Netz zu schützen. Für sie ist ein Verbot von Smartphones bis zum 16. Lebensjahr entscheidend, um Kinder von gewalttätigen, sexistischen oder auch rassistischen Videos und Bildern im Internet fernzuhalten. Den Kontakt mit Smartphones im Kindesalter sieht sie als einen großen Fehler der Gesellschaft. Für Silke Müller ist ein Handyverbot für Kinder daher alternativlos. 

Expert:innen sehen diesen Ansatz jedoch äußert kritisch. Joachim Türk ist Experte für Kinder- und Jugendmedienschutz beim deutschen Kinderschutzbund und hält ein Handyverbot für die falsche Richtung. Für ihn besteht das Problem bei einem solchen Verbot besonders darin, dass die Gesellschaft bereits vom Netz umringt ist und Kinder gar nicht davon ferngehalten werden können.

Doch nicht nur aus diesem Grund lehnt Joachim Türk ein Verbot von Smartphones für Kinder ab. Für ihn ist ein kompetenter Umgang mit den Medien in einer immer digitaler werdenden Welt entscheidend. Diesen Umgang sowie das technische Verständnis für Smartphones, Tablets und das Internet lernen Kinder bereits sehr früh. Dies können sie auch in ihrer späteren Entwicklung für sich nutzen.

Joachim Türk sieht Eltern in der Pflicht und spricht sich für bessere Medienschulungen aus

Für Joachim Türk stehen Eltern in der Pflicht, um darüber zu entscheiden, ob ihr Kind bereit sei für ein Smartphone oder nicht. Die EU-Initiative “Klicksafe” setzt sich für den Schutz von Kindern im Internet ein und soll zudem Eltern eine Orientierungshilfe bieten. Die Entscheidung darüber, ob und wann ein Kind ein Smartphone nutzen darf, liegt letztendlich bei den Eltern selbst.

Damit Eltern ein besseres Verständnis für Smartphones und deren Nutzung bekommen, sollten auch Erwachsene im Umgang mit den Medien besser geschult werden. Darin sieht Robert de Lubomirz-Treter einen entscheidenden Ansatz. Er ist Leiter der Onlineberatungsplattform “Zebra”, die sich mit Fragen rund um die digitale Welt beschäftigt. Dabei arbeiten sie sehr eng mit “Klicksafe” zusammen. Robert de Lubomirz-Treter sieht in der fehlenden Medienkompetenz mancher Eltern einen Konfliktherd, der zu Handyverboten für Kinder führen kann. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, Erwachsene und Kinder gleichermaßen im Umgang mit den Medien zu schulen.

Jugendliche sollen als Medienscouts mit eingebunden werden

Weiterbildungen und Projekte sind entscheidend, um die Medienkompetenz, also den Umgang mit den Medien, der verschiedenen Altersgruppen besser zu schulen. Einen Ansatz könnte laut Robert de Lubomirz-Treter die Schulung von Jugendlichen zu Medienscouts bieten. Diese könnten dann Gleichaltrige im Umgang mit den modernen Medien schulen. Für Lubomirz-Treter ist es wichtig, nicht über die Jugendlichen hinweg zu diskutieren, sondern sie mit in die Debatte um ein Smartphoneverbot einzubeziehen. 

Ein Handyverbot für Kinder ist nicht zwingend sinnvoll. Aufklärung und ein offener Umgang sind dabei oft hilfreicher. Ein Junge liegt im Bett, trägt Kopfhörer und hat seinen Blick auf ein Tablet gerichtet.
Aufklärung und eine offene Kommunikation zwischen Eltern und Kindern kann dabei helfen, einen sicheren Umgang mit den Neuen Medien zu schaffen.  (Foto: Emily Wade / Unsplash)

Die Sorge vieler Eltern, dass Kinder durch das Internet in Kontakt mit teils verstörenden Inhalten kommen, ist verständlich. Ein generelles Handyverbot für Kinder würde sie von diesen Inhalten, die ihrer Entwicklung schaden könnten, fernhalten. Lubomirz-Treter sieht darin aber auch die Gefahr, dass Kinder dann andere Wege finden, um ins Internet zu kommen. Diese Aktivität würde dann heimlich und im Verborgenen bleiben. Ein Verbot könnte dazu führen, dass sich Kinder unkontrollierter im Internet bewegen und sich nicht trauen, mit ihren Eltern oder Lehrkräften darüber zu sprechen. Ein offener Umgang mit dem Thema kann also produktiver sein als ein generelles Smartphoneverbot.

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